Im Mai 2023 wurde in Timor-Leste das Parlament gewählt. Weiterhin wird die Politik dominiert von der Generation, die den Widerstand gegen Indonesien getragen hat.Osttimors ‘Vater der Nation’, Xanana Gusmão, übernahm erneut das Amt des Premierministers. Timor-Leste wird als einziges Land Südostasiens im Demokratie-Ranking der Organisation Freedom House als freier Staat geführt. Doch interne Machtkämpfe und Rivalitäten der alten Führungselite verursachen hohe Opportunitätskosten. Sie haben in den letzten Jahren den Schwung für den Entwicklungskurs des Landes zunichtegemacht.
Die beachtlichen Erfolge des Landes auf dem Gebiet der Demokratie und der Friedenskonsolidierung sind in der Tat bemerkenswert. Auch hat es Fortschritte beim Aufbau der Infrastruktur gemacht und die extreme Armut erfolgreich bekämpft. Andererseits steht es vor enormen wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen: die Öl- und Gasreserven werden knapp und es fehlt an Arbeitsplätzen und Perspektiven für die Jugend.
Die stark personalisierte Regierungsführung von Xanana Gusmão hat Timor-Leste aus Krisenjahren geführt und Stabilität befördert. Sie trägt aber weder zur Stärkung der demokratischen Institutionen bei, noch bietet sie heute Lösungen für die komplexen Entwicklungsprobleme. Die jüngere Generation, die es versteht, in neuen Ansätzen zu denken, bleibt bislang außen vor.
Der Artikel "Rivalitäten und Rückschritte" in der Ausgabe 1/2024 "Wahlen, Demokratie und Menschenrechte in Südostasien" unseres Online-Magazins südostasien gibt eine Übersicht zur politische Entwicklung, zu Wahlen und zum Demokratisierungsprozess in Timor Leste.