Über 25 Jahre Demokratie in Indonesien: Ein Grund zum Feiern? Die drittgrößte Demokratie der Welt hat seit dem Ende der Suharto-Diktatur 1998 viel erreicht. Es gibt zahlreiche Errungenschaften für Politik und Bürger:innen – auch dank einer lebendigen Zivilgesellschaft. Doch mittlerweile gibt es zunehmend autoritäre Tendenzen mit negativen Auswirkungen für die Bevölkerung und Medien.
Auf dem Fachtag Indonesien "Demokratie ohne Demokraten?" am 12. Oktober 2024 im Haus der evangelischen Kirche in Köln haben wir gemeinsam vor dem Hintergrund der bevorstehenden Präsidenschaft von Prabowo Subianto diskutiert: Welche Bilanz kann nach zehn Jahren Präsidentschaft unter Joko Widodo gezogen werden? Welche außenpolitischen Interessen verfolgt das Land? Welche autoritären Tendenzen kann man beobachten? Wie steht es um die Förderung und den Schutz der Menschenrechte im Land?
Die Veranstaltung wurde organisiert von der Stiftung Asienhaus, der Deutsch-Indonesischen Gesellschaft (DIG) Köln, dem Westpapua-Netzwerk, der Abteilung für Südostasienwissenschaft der Universität Bonn und der Melanchthon-Akademie.
Impressionen vom Fachtag
Der Fachtag Indonesien fand in diesem Jahr im Haus der Evangelischen Kirche in Köln statt. Um die 90 Personen aus der deutschen und indonesischen Zivilgesellschaft, Vertreter:innen von Organisationen, Journalist:innen und Studierende nahmen an der Veranstaltung teil. Bereits kurz nach Ankunft, füllten sich Räumlichkeiten bei einer Tasse Kaffee mit interessanten Gesprächen (Fotos: Stiftung Asienhaus).
Selamat datang: Nachdem Stefan Hößl von der Melanchthon-Akademie die Teilnehmenden begrüßt hatte, eröffneten Karl Mertes (DIG Köln) und Raphael Göpel (Stiftung Asienhaus) den Fachtag in Köln (Fotos: Stiftung Asienhaus).
Im Anschluss an die Eröffnung führten vier Referent:innen aus verschiedenen Perspektiven in das Thema des Fachtags "Demokratie ohne Demokraten? Indonesiens Herausforderungen nach den Wahlen" ein. Felix Heiduk von der Stiftung Wissenschaft und Poltiik machte den Anfang mit einem Vortrag über das Erbe Jokowis. Jürgen Rüland von der Universität Freiburg gab einen Input zum Rollenverständnis Indonesiens und dem internationalen Einfluss. Janty Jie (Watch Indonesia!) nahm insbesondere die Zivilgesellschaft Indonesiens des letzten Jahrzehnts in den Blick und Hendra Pasuhuk (Deutsche Welle) gab einen Überblick zu Presse- und Meinungsfreiheit in Indonesien und deren Bedeutung für die Gesellschaft (Fotos: Stiftung Asienhaus).
Mari kita makan: Viel Input auf leeren Magen. Während eines gemeinsamen Mittagessens konnten die Teilnehmenden die neuen Informationen erst einmal sacken lassen, sich miteinander austauschen und sich das indonesische Essen schmecken lassen. Fehlen durfte dabei natürlich auch nicht Krupuk! (Foto: Stiftung Asienhaus).
Für den reibungslosen Ablauf und die Versorgung der Teilnehmenden unterstützten während des Fachtags mehrere Freiwillige (danke schön euch allen!). Nachdem der erste Essensansturm bewältigt war, konnten sich auch die helfenden Hände endlich eine Pause gönnen (Foto: Stiftung Asienhaus).
Weiter ging der Tag mit einer warmen Portion Nasi Goreng im Bauch mit zwei parallel stattfindenden Workshops. Im ersten Workshop gaben Felix Heiduk (Stiftung Wissenschaft und Politik), Jürgen Rüland (Universität Freiburg) und Sri Tunruang (International People's Tribunal 1965) Impulse zum Thema "Indonesiens Demokratie auf dem Prüfstand: Innenpolitische Herausforderungen und außenpolitische Implikationen". Moderiert wurde der Workshop von Monika Schlicher (Stiftung Asienhaus, Fotos: Stiftung Asienhaus).
Währenddessen teilten Christine Kögel (Misereor), Adriani Sri Adhiati (TAPOL), Janty Jie (Watch Indonesia!) und Paul Metsch (pbi Deutschland) differenzierte Perspektiven auf die Auswirkungen autoritärer Tendenzen für NGOs in Indonesien und europäischen Partnerorganisationen. In Indonesien prangern insbesondere zivilgesellschaftliche Organisationen Misstände an und organisieren Widerstand auf den Straßen. Moderiert wurde der Workshop "Zivilgesellschaft unter Druck" von Raphael Göpel (Stiftung Asienhaus, Fotos: Stiftung Asienhaus).
Minum Kopi: Bei Kaffee, Krupuk und Kuih Talam nutzten die Teilnehmenden die Pause, um sich weiter über die Workshopthemen auszutauschen, sich zu vernetzen oder mit den Referent:innen ins Gespräch zu kommen (Fotos: Stiftung Asienhaus).
Nachdem die ersten Workshops während der Pause Revue passiert wurden, begann am Nachmittag die zweite Workshoprunde. Im Workshop "Medien und Meinungäußerung" gaben Hendra Pasuhuk (Deutsche Welle) und Miranti Hirschmann (Journalistin) Impulse zum Einfluss sozialer Medien im Wahlkampf, zu den Herausforderung investigativen Journalismus und zu Zensuren im digitalen Raum. Moderiert wurde der Workshop von Karl Mertes (DIG Köln, Fotos: Stiftung Asienhaus).
Im Workshop "Getrennte Gesellschaft" diskutierten Albiruni Raushanfikri (LGBTIQ+-Aktivist), Alter Pernando Siahaan (Theologe) und Reza Dani Rumbiak (Vertreter der Papua Studierendenvereinigung) die intersektionalen Ausgrenzungen marginalisierter Gruppen in Indonesien mit den Teilnehmer:innen. Moderiert wurde der Workshop von Barbara Hillebrand (Westpapua-Netzwerk). Die Referent:innen gaben zudem Impulse zu alltäglichen Diskriminierungserfahrungen von indigenen Papuas, der queeren Community und religiösen Minderheiten (Fotos: Stiftung Asienhaus).
Voller neuer Ideen, Inputs und Gedanken endete die zweite Workshoprunde und damit auch der diesjährige Fachtag Indonesien in Köln. Wir sagen Danke für die rege Teilnahme und das wertvolle Feedback, das uns zahlreich erreicht hat und freuen uns auf eine Wiedersehen! Selamat jalan! (Foto: Stiftung Asienhaus).
Die Fotos haben Hendra Pasuhuk sowie Julius Kaletsch und Barbara Hillebrand gemacht, denen wir herzlich danken!
Text: Nina Dederichs