Die Idee zur Gründung der heutigen "Stiftung Asienhaus" entstand Ende der 80er Jahre. Das Ziel war, die Gründung des Asienhauses möglich zu machen und dadurch die Arbeit der Mitgliedsvereine dauerhaft zu sichern.
Eine Vielzahl von Menschen haben - mit kleineren und größeren Beiträgen - dazu beigetragen, das Stiftungsvermögen zu bilden - z.T. gebunden für bestimmte Zwecke. Drei Menschen sind dabei besonders zu erwähnen.
Der Gründer der Stiftung, Professor Dr. Günter Freudenberg, wurde am 16. September 1923 in Mannheim geboren. Er verstarb am 29. Dezember 2000 in Berlin. Zu seiner Motivation bei der Gründung der Asienstiftung schrieb er:
[...] Wie alle Entschlüsse, hatte derjenige zur Gründung der Asienstiftung bei mir einen persönlichen, in der eigenen Biographie verankerten und einen sachlichen Hintergrund.
Zum persönlichen Hintergrund gehört zum einen, daß ich auf Menschen traf, die mich für Asien, insbesondere Ostasien, eingenommen haben, zum anderen, daß ich seit langem wissenschaftlich mit Themen des Kulturwandels und des interkulturellen befaßt war. Durch die Entführung siebzehn südkoreanischer Mitbürger von deutschem Boden wurde ich im Falle Koreas zusätzlich veranlaßt, mich auch praktisch zu engagieren und mit den herrschenden Verhältnissen im politischen Kampf auseinanderzusetzen. Ich kannte also den Mittelbedarf auf diesem Gebiet aus eigener Erfahrung. Zum persönlichen Hintergrund gehört aber darüber hinaus, daß mir aus einer Erbschaft Geld zur Verfügung stand, das ich, weil nicht von mir erarbeitet, einem guten, öffentlichen Zweck zuführen wollte.
In einer ähnlichen Situation befinden sich heute immer mehr Menschen. Sie möchte ich auf die Asienstiftung hinweisen und darum bitten, diese in ihrer Arbeit zu fördern, auch wenn sie eine andere Biographie haben als ich.
Denn sachlich gesehen lebt heute die Mehrheit der Weltbevölkerung in Asien und die Zahl der Anhänger der großen asiatischen Religionen entspricht der der Christen. Niemand bezweifelt, daß die Länder und Kulturen Asiens eine immer größere wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Rolle spielen werden. Dieser Tatsache werden weder unser Wissensstand, noch unsere Fähigkeiten zu interkultureller Zusammenarbeit gerecht [...].
Dies zu ändern liegt im wohlverstandenen Interesse aller Beteiligten und ist das Hauptmotiv der Gründung und der heutigen Arbeit der Asienstiftung. Ich möchte sie verstanden wissen als Angebot an alle progressiven Kreise in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik [...]."
Die Zustiftung von Alfred Whitman Baldwin ist der Freundschaft mit Günter Freudenberg zu verdanken. Beide lernen sich in einem amerikanischen Kriegsgefangenenlager kennen.
Alfred Whitman Baldwin wurde 1917 in New York geboren. Er verbrachte einen Teil seiner Kindheit außerhalb der USA und lernte schon als Kind Deutsch und Französisch, sowie in späteren Jahren Spanisch.
Nach Abschluß seines Wirtschaftsstudiums an der Harvard Universität ergriff er den Beruf eines Finanzmaklers und Anlageberaters. In dieser Eigenschaft bereiste er wiederholt Länder aller Erdteile, einschließlich solche des Ostblocks, und erwarb sich im Laufe seines Lebens bei in- und ausländischen Fachleuten hohes Ansehen als Marktanalytiker mit Weitblick.
Aufgrund seiner breiten Sprachkenntnisse und seiner Auslandserfahrungen u.a. in Europa und der Sowjetunion wurde er im 2. Weltkrieg zum Nachrichtendienst der amerikanischen Luftwaffe eingezogen und war am Ende des Krieges Intelligence Officer in einem großen Gefangenenlager für deutsche Kriegsgefangene in Dermott, Arkansas. Dort machte er sich einen besonderen Namen durch die Gründung einer berühmt gewordenen Lageruniversität. Die Freundschaft mit Günter Freudenberg stammt aus dieser Zeit.
In der Nachkriegszeit bemühte sich Alfred Witman Baldwin nachhaltig um die Förderung der deutschen Kultur und Sprache in den USA und unterstützte materiell und ideell den Ausbau der deutschen Abteilung, sowie des Bushmuseums für moderne deutsche Kunst an der Harvard Universität. Für seine Verdienste wurde er mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
Alfred Whitman Baldwin ist 1997 verstorben.
Gerhard Köberlin begleitete den Gründungsprozess von Stiftung und Asienhaus von Beginn an - mal intensiver, mal weniger intensiv: je nach beruflicher Situation. Von 2004 bis 2007 übernahm er die Rolle als Stiftungsvorsitzender. 2002 stiftete er einen Betrag von 255.000 Euro. Zu seinen Beweggründen schrieb er:
„Da ich ein Freund aus den Gründerjahren der Stiftung bin, und das hinterlassene Haus meiner Eltern nicht benötigte, überließ ich im August 2002 einen Teil des elterlichen Hauses der Stiftung.
Unter die Stifter der Asienstiftung bin ich gegangen, weil ich die Arbeit mit Menschen und Problemen asiatischer Völker seit den achtziger Jahren intensiv kennen gelernt habe. Meine Arbeit beim Evangelischen Missionswerk Deutschland (Hamburg) und an der Mahidol-Universität in Bangkok brachte mich mit vielen Partnern unterschiedlicher Herkunft in Asien zusammen, ebenso mit ihren deutschen und europäischen Freunden.
Diese reiche Unterschiedlichkeit in Kulturen, Menschen und Religionen traf sich aber immer in wenigen Fragen. Wie gelingt es, gemeinsam für Menschenrechte einzutreten, den Opfern gesellschaftlicher Zerstörung zu Freunden und Öffentlichkeit zu verhelfen und Hoffnung zum Weitermachen zu finden? Und wie gelingt es, sich am Reichtum der Kulturen miteinander zu erfreuen?
Für mich war die Asienstiftung mit der Gründung des Asienhauses in Essen ein Beitrag zur Mitarbeit an mehr Menschenrecht und Gerechtigkeit und an interkulturellem Verstehen in Deutschland.
Dafür lohnt es sich, stiften zu gehen.“
Gerhard Köberlin lebt heute in Hamburg.