Spenden für die Stiftung Asienhaus

USAID-Stopp in Kambodscha: „Letztlich schwächt dies die Demokratie“

Training Bürgerjournalist:innen
In Zukunft werden weniger Bürgerjournalist:innen in Kambodscha geschult werden, Bild eines Trainings von CCIM (Foto: CCIM)

Der Wegfall der US-Förderung gefährdet den unabhängigen Journalismus. Die Medien-NGO CCIM fordert im Interview Unterstützung.

 

USAID hat viele der verliebenen unabhängigen Medien in Kambodscha unterstützt. Diese Förderungen fallen nun weg.

Das Cambodian Center for Independent Media (CCIM) ist eine NGO mit Sitz in Phnom Penh, die sich seit 2007 für unabhängigen Journalismus und Pressefreiheit in Kambodscha einsetzt. CCIM ist eine der wichtigsten Stimmen für Medienfreiheit im Land, bis 2023 betrieb sie die Nachrichtenagentur Voice of Democracy (VOD)

Die Stiftung Asienhaus hat mit der Direktorin Chhan Sokunthea über die Folgen des Wegfalls der Fördergelder aus den USA gesprochen.

Wie wird sich der Rückzug der USA auf die Medienlandschaft in Kambodscha auswirken?

Der Rückzug von USAID unter US-Präsident Donald Trumps stellt eine globale Herausforderung für die Zivilgesellschaft dar – auch in Kambodscha.

Laut dem Informationsministerium sind in Kambodscha rund 10.000 Journalist:innen registriert, zusammen mit über 2.000 traditionellen und neuen Medienplattformen. Nur wenige unabhängige Medien bestehen noch, und die meisten von ihnen sind vom Wegfall der US-Gelder betroffen. Einige müssen möglicherweise ihren Betrieb einstellen, andere werden künftig geringere Gehälter oder Honorare zahlen. Auch Rundfunkanstalten sind stark gefährdet. Insgesamt bedeutet das einen erheblichen Rückschritt für den unabhängigen Journalismus im Land.

Große Finanzierungslücke für Zivilgesellschaft

Welche Rolle spielte USAID in der Medienlandschaft Kambodschas?

USAID stellte über fünf Jahre hinweg 7 Millionen US-Dollar zur Unterstützung des unabhängigen Journalismus bereit. Das war eine erhebliche Summe. Mit dem Wegfall dieser Mittel klafft nun eine massive Finanzierungslücke für zivilgesellschaftliche Organisationen, die freie Medien unterstützen.

Wie ist die Finanzierungssituation von Medienorganisationen in Kambodscha?

In den letzten Jahren hatten wir bereits einen Rückgang der Finanzierung durch die EU und europäische Länder. Die neue Lage bereitet uns große Sorgen. Ein Großteil der verbleibenden kritischen Presse, die von zivilgesellschaftlichen Organisationen unterstützt werden, ist jetzt von dieser Budgetlücke betroffen und steht vor existenziellen Problemen.

Welche Herausforderungen bestehen derzeit für die Medien in Kambodscha?

Seit der Schließung von VOD 2023 agieren die verbliebenen Medien äußerst vorsichtig.

Medieninhalte gelten als sensibel, Lizenzen können entzogen werden, Journalist:innen sehen sich zunehmender Einschüchterung und rechtlicher Verfolgung ausgesetzt.

2024 hat das Informationsministerium eine offizielle Anweisung (PRAKAS) zur Umsetzung der Charta für professionellen Journalismus erlassen. Sie verlangt Genauigkeit und Unparteilichkeit in der Berichterstattung und verbietet ausdrücklich die Verbreitung von Falschinformationen, Desinformation und Fehlinformationen. Welche Auswirkungen dies auf kritische Berichterstattung haben wird, ist noch unklar.

Was macht das CCIM in Kambodscha?

Community Journalist Training in Koh Kong Von 2007 bis 2023 führte CCIM Radio- und Online-Nachrichtenberichterstattung durch und betrieb Voice of Democracy (VOD) auf Englisch und Khmer, bis es am 13. Februar 2023 vom ehemaligen Premierminister geschlossen wurde. Wir bieten weiter Trainings für Jugendliche, angehende Journalist:innen und Bürgerjournalist:innen an. Die Schulungen decken Grundlagen der Medienarbeit, journalistische Ethik, technische Fähigkeiten und praktische Berichterstattung ab. Die meisten Absolvent:innen berichten hauptsächlich auf Khmer.

Zudem fördern wir Pressefreiheit durch Advocacy und den Aufbau journalistischer Kompetenzen. Als einzige Organisation in Kambodscha schulen wir auch professionelle Journalist:innen. Wir unterstützen zudem gefährdete Journalist:innen und engagieren uns in zivilgesellschaftlichen Netzwerken.

Wie viel des Jahresbudgets von CCIM wurde durch USAID finanziert? Was ist besonders betroffen?

Interview von Bürgerjournalistin während der Corona-PandemieUSAID finanzierte 50 % unserer Programme. Am stärksten betroffen ist unsere Arbeit mit Bürgerjournalist:innen (bzw. Community-Journalist:innen) und unsere Netzwerkarbeit. Das beeinflusst die Anzahl und Qualität unabhängiger Journalist:innen in Kambodscha. Da die meisten Community-Journalistinnen auf Khmer berichten, gibt es nun weniger kritische Artikel oder Radiobeiträge in der Landessprache. In Zukunft werden uns Mittel für unsere Programme fehlen, was weniger Trainings für Journalist:innen bedeutet und am Ende weniger Artikel und Radiobeiträge.

Es braucht neue Förderer

Wie sind Sie bisher mit der Situation umgegangen?

CCIM macht weniger Aktivitäten, d.h. weniger Trainings, weniger Workshops, weniger Bildungsangebote. Wir können keine Freiberufler:innen mehr bezahlen, müssen möglicherweise Gehälter kürzen und Mitarbeitende entlassen.

Auf der Suche nach einer Lösung haben wir uns mit unseren bestehenden und potenziellen Geldgebern getroffen, mit privaten Agenturen gesprochen, lokale und regionale Botschaften – einschließlich der EU – kontaktiert, um sie zu bitten, unsere Finanzierungslücke zu schließen. Hinzu haben wir versucht, private kambodschanische Unterstützer:innen zu finden, waren dabei aber nicht erfolgreich. Nur die EU wird uns ab Juli 2025 mit 80.000 US-Dollar unterstützen. Das entspricht 7 % unseres Budgetverlustes – uns fehlen noch 93 % der Lücke. Wir brauchen neue Geldgeber und Notfallmittel.

Was bedeutet das für die Menschen in Kambodscha, wenn es weniger Medien, insbesondere weniger unabhängige Medien gibt?

Weniger freie Medien bedeuten weniger Zugang zu verlässlichen Informationen

– besonders zu Umwelt- und Regierungsfragen. Das schwächt Transparenz, öffentliche Kontrolle und letztlich die Demokratie.

Was wird benötigt, um freie Medien in Kambodscha zu erhalten?

Es ist entscheidend, unabhängige Medien und Journalist:innen zu stärken und Notfallzuschüsse zur Unterstützung unserer Arbeit bereitzustellen. Ebenso wichtig ist es, den Schutz von Journalist:innen und Whistleblower zu verstärken. Diese Maßnahmen sind notwendig, um das Recht der Öffentlichkeit auf Information zu wahren und eine informierte und befähigte Gesellschaft zu fördern.

 

Chhan SokuntheaChhan Sokunthea ist Direktorin des kambodschanischen Zentrums für unabhängige Medien (CCIM). Davor arbeitete sie bereits für verschiedene Organisationen der kambodschanischen Zivilgesellschaft.

Das Gespräch führte Raphael Göpel (Stiftung Asienhaus) im April 2025.

Bildnachweise – Titelfoto: CCIM, Foto 2 und 3: CCIM, Foto 4: privat

Mehr zu Kambodscha

Zurück